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Die Objektüberwachung entspannter meistern
Technische Experten von Hilti erklären ihre Erfolgsstrategien
Die Grundlage einer gut laufenden Objektüberwachung ist eine detaillierte und technisch richtige Planung. Doch auch wenn diese hervorragend ausgeführt ist, warten immer unvorhersehbare Ereignisse in der Bauausführung.
Vom Fachplaner über den Architekten bis hin zur Bauaufsichtsbehörde – an der Objektüberwachung sind bei größeren Projekten einige Parteien involviert und diese Phase des Baus stellt eine komplexe Herausforderung dar. Wir haben die beiden technischen Experten Ui-Hyong Kim und Dr. Jörg Appl von Hilti gefragt, wie Fachplaner und ausführende Gewerke sich qualitativ, kosten- und termingerecht durch die Leistungsphase 8 navigieren können.
Überraschungen im Bauablauf, und wie man sie überwindet
Technische Experten von Hilti berichten
Während der Objektüberwachung ziehen alle Beteiligten an einem Strang, denn das Ziel ist die Übergabe eines mängelfreien Bauwerks, das dem Bauherren (auch rechtlich) geschuldet ist.
„Aber grob 20 % – 30 % der Ereignisse während der Bauausführung kann man einfach nicht planen”, erklärt Dr. Jörg Appl, Experte für technisches Marketing bei Hilti für den Hoch-, Tief- und Ingenieurbau. „Naturgemäß gehören unvorhersehbare oder schwer planbare Ereignisse dazu, die sich aus verschiedenen Gründen ergeben können. Wir haben viele Möglichkeiten hier zu unterstützen, wenn wir früh genug in den Bauprozess eingebunden werden.” Dabei rangieren die Herausforderungen, mit denen er und sein Kollege Ui-Hyong Kim konfrontiert werden, von scheinbar klein bis ganz groß. „Das kann ein einzelnes Befestigungssystem sein, dessen Verwendung außerhalb des zugelassenen Anwendungsbereiches liegt, oder eine falsch ausgeführte Brandschutzlaibung. Manchmal haben sich auch schlicht Normen, Regelwerke oder Produkte geändert, weil zwischen Bauplanung und Ausführung unter Umständen Jahre liegen.”
„Vieles fängt natürlich trotzdem in der Planung schon an.”, ergänzt Ui-Hyong Kim „Wenn in der Planungsphase sauber ausgearbeitet und vorgegeben ist, wie was auszuführen ist, dann bringt das in der Ausführungsphase viele Vorteile.”
Lesen Sie hier mehr über die klassischen Herausforderungen in der Objektüberwachung, mit denen die technischen Experten konfrontiert werden, und welche Lösungen sich dafür anbieten.
Herausforderungen unter der Objektüberwachung
Notwendiges Detailwissen bei den ausführenden Unternehmen.
„Wenn im Bauablauf in die Planung eingegriffen wird, kann einiges schiefgehen”, so Ui-Hyong Kim. „In einem Fall zum Beispiel sollte ein Hochregallager auf einer Fundamentplatte mit Bewehrung errichtet werden. Das ausführende Unternehmen entschied sich, um durch die Bewehrung zu kommen, einen Diamantbohrer zu verwenden. Was sich dem Wissenstand über das verwendete Produkt entzog, war, dass der vorgesehene Mörtel bei Diamantbohrungen nicht zugelassen ist. Hier muss auf einen Mörtel auf Epoxidharz-Basis, welches für Diamantbohrverfahren zugelassen ist, gesetzt werden, da sonst Probleme mit Traglast und Dauerhaftigkeit auftreten können. Der Prüfingenieur, der die Baustelle überwacht hat, hat in dem Fall einen Mangel angemeldet und alle Befestigungspunkte, die auf dieser Baustelle erstellt wurden, mussten überprüft werden.”
Dr. Jörg Appl ergänzt: „Bereits in der Planungsphase kann unsere Bemessungssoftware „Profis Engineering“ durch die Eingabe der Randbedingungen das geeignete Produkt genau spezifizieren und somit eine solide Grundlage für die Ausführung schaffen. Sollte es dennoch auf der Baustelle zu unvorhergesehenen Ereignissen kommen, die Änderungen in der Ausführung erforderlich machen, ist es besonders hilfreich, wenn das ausführende Unternehmen vorab Schulungen zu unseren Befestigungslösungen besucht hat oder sich mit unseren Ingenieur- oder Verkaufsberatern abstimmt. So können unsere Systemlösungen auch unter geänderten Bedingungen effizient und korrekt eingesetzt werden.
In solchen Fällen ist jedoch immer eine Rücksprache mit dem Planer und der Bauleitung notwendig. Ein gutes Beispiel hierfür sind unsere Bohrhämmer mit automatischer Bohrlochreinigung oder unsere Schlagschrauber mit adaptivem Drehmoment, die von Fachplanern gerne spezifiziert werden, um eine sichere und effiziente Ausführung zu gewährleisten. Abweichungen von solchen Spezifikationen können jedoch zusätzlichen Aufwand nach sich ziehen, wie beispielsweise die Nachlieferung von Montageprotokollen, und sollten daher möglichst vermieden werden.“
Aufwändige Überprüfung der Installationsqualität
„Der Baufortschritt kann auch unerwartet gebremst werden, wenn die Installationsqualität des Befestigungssystems in Frage gestellt wird. Die Überprüfung bzw. der Nachweis kann dann mehr Zeit in Anspruch nehmen als ursprünglich geplant“, so Dr. Jörg Appl. „Für solche Fragestellungen bietet Hilti Baustellenversuche als Dienstleistung an. Dabei profitieren unsere Kunden von unserem zertifizierten Personal, der professionellen Auszugsberatung und der präzisen Datenauswertung. Durch die richtige Wahl des Einbausystems lässt sich eine solche Überprüfung oft vermeiden. Ein außergewöhnliches Beispiel hierfür ist der Red Bull Dual Ascent.” Beim diesjährigen „Red Bull Dual Ascent” Kletterevent mussten zum Beispiel 8.000 Anker für die Sicherheitspunkte der Kletterroute in eine 220 Meter hohe Betonwand gesetzt werden. Da es hier umBei größeren Projekten wie diesem, ist die Prüfung jeder einzelnen Verankerung aufwändig, aber die Sicherheit der Athleten ging, wurde das Thema Prüfung der Verankerungen besonders ernst genommen.natürlich absolut wichtig. Bei diesem Event wurde der neue HST4-R Bolzenanker verwendet. Hierbei handelt es sich um einen drehmomentkontrollierten Dübel, der mit einem exakt vorgegebenen Drehmoment angezogen werden muss. Das smarte Hilti AT-Modul bringt genau die geforderte Anzugslast auf den Dübel und man kann sich sicher sein, dass alle Bolzenanker richtig angezogen sind. Zusätzlich konnten dank der automatischen Dokumentation für jede Verankerung nachweisen, dass sie korrekt angezogen ist. Die Kontrolle der einzelnen Verankerungen wäre bei großen Projekten wie diesen sonst sehr aufwändig. Technologien wie diese sparen sowohl dem Prüfer als auch dem Installationsexperten vor Ort viel Zeit und vereinfachen die Objektüberwachung. Es ist auch von Vorteil den Hersteller einzubinden, um mit den Prüfern zu kommunizieren und Sachverhalte aufzuklären.”
Kommunikation und Kooperation ohne smartes Baumanagement
„Eigentlich ist schon fast überall angekommen, dass digitale Lösungen helfen, Projekte besser zu kontrollieren.”, berichtet Ui-Hyong Kim. „Doch nicht alle Unternehmen haben diese Erkenntnis bereits umgesetzt. Die Aktualisierung von Plänen ist ein Riesenthema während des Bauablaufs: Der Objektüberwacher oder Bauherr bekommt manchmal aus Versehen veraltete Dokumente in die Hand. Oder die Dokumentation bereitet Probleme: Klassischerweise macht der Monteur Fotos auf der Baustelle, schickt sie per E-Mail ans Büro und dort müssen die Bilder erstmal zugeordnet werden. Das macht die Objektüberwachung unübersichtlich und fehleranfällig. Mit einer smarten Baumanagementlösung wie zum Beispiel Fieldwire haben immer alle Beteiligten Zugriff auf den aktuellen Stand der Pläne und relevanten Dokumente und die Fotos zur Dokumentation können direkt zugeordnet werden. Wir arbeiten bei unseren Softwares sogar über die Norm hinaus mit eigens zugelassenen Verfahren. Diese sind in unsere Softwares integriert. Zum Beispiel das SOFA-Verfahren (Solution for Fastening) im Profis Engineering ist ein Bemessungsverfahren, das die Anwendungsbedingungen der aktuellen Regelwerke erweitert. Das heißt, der Planer nutzt die neuesten Bemessungsmethoden, und arbeitet so auf dem Stand der Forschung statt mit Standardverfahren.”
Expertentipps für Profis
Nicht am falschen Ende sparen
Ein häufiger Mindset-Fehler: Alles soll möglichst wenig kosten. Zu Beginn eines Projekts werden die günstigsten Firmen beauftragt. Das hat oft Nacharbeiten und Fehler zur Folge, die hohe Kosten mit sich bringen und die Objektüberwachung zur Herausforderung machen. Es ist klüger, anfangs mehr in Planung, gute Fachfirmen, Produkte und Service zu investieren, um hohe Folgekosten zu vermeiden. So werden die Projekte kosteneffizienter.
Keine Scheu vor smarten Lösungen
BIM ist in Deutschland in öffentlichen Projekten bereits teilweise verpflichtend und smarte Lösungen für die Baubranche werden immer gängiger. Sie helfen nachweislich, Zeit zu sparen und Projekte während der Objektüberwachung besser zu kontrollieren. Doch oft werden Bedenken bei der Implementierung in den laufenden Betrieb genannt. Es ist aber auch zu bedenken, dass die raren Nachfolgefachkräfte von Architekten und Facharbeitern mit digitalen Produkten ihre Ausbildung begonnen haben, und sich diese später in ihrem Arbeitsumfeld wünschen. Auch wenn die Umstellung auf digitale Lösungen zunächst Zeit und Geld kostet, so zahlt sie sich später mehrfach aus.
Digitale Dokumentation nutzen
Die saubere Dokumentation von Bauprojekten ist wichtig, nimmt analog aber viel Zeit in Anspruch. Sie fungiert als Nachweis für die geleistete Arbeit und dient als Grundlage zur Übergabe von Projektschritten an das nächste Gewerk und ist damit in der Ausführungsphase essenziell. Mit einer guten digitalen Dokumentation entlasten Sie nicht nur Ihr Team während der Objektüberwachung immens, sondern sichern auch aktuelle Daten in Echtzeit, die für alle Beteiligten zugänglich sind. Auch viele unter Umständen kostspielige Fehlerquellen können so vermieden werden.