Mit Sicherheit mehr Erfolg

Arbeitsschutz im Baugewerbe

April 2020  I  5 Minuten  I  Arbeitsschutz

 

Das Risiko für Arbeitsunfälle oder Berufskrankheiten ist im Baugewerbe höher als in anderen Wirtschaftszweigen. Ein Grund: jede Baustelle ist anders und bringt wechselnde Arbeitsbedingungen mit sich. Zudem wird die Unfallgefahr durch das Aufeinandertreffen verschiedener Bauabläufe mit unterschiedlichen Prioritäten automatisch erhöht.

„Um langfristig eine Angleichung der Unfallzahlen an andere Wirtschaftsbereiche zu erreichen, muss ein Umdenken in der Branche erreicht werden. Sicherheit und Gesundheit müssen als zentrale Werte für jeden Betrieb von Unternehmern, Führungskräften und Beschäftigten akzeptiert werden.“ 

Bernhard Arenz, Leiter der Hauptabteilung Prävention der BG BAU

Unfall- oder krankheitsbedingte Ausfälle treffen vor allem den Mittelstand

Ein nicht abgesicherter Deckendurchbruch, eine offene Luke am Gerüst oder herumliegende Werkzeuge, werden schnell zur unsichtbaren Gefahr auf dem Bau. Aber auch Zeit- und Kostendruck, Leichtsinn oder schlichtweg Unwissenheit bergen Gefahren für Anwender und Unternehmen. In der Theorie genießt der Arbeits- und Gesundheitsschutz europaweit zwar wachsendes Interesse, aber ist das in der Praxis auch der Fall? Wir haben mit denjenigen gesprochen, die es wissen müssen.

Mit knapp 40 Angestellten ist die Metallbau Obersulm GmbH & Co.KG bei Heilbronn ein klassischer Mittelständler. Objektbauten, Firmengebäude und öffentliche Anlagen gehören zum Repertoire des renommierten Metallbauunternehmens. Mittelständische Betriebe wie diesen treffen unfall- oder krankheitsbedingte Ausfälle von Mitarbeitern besonders hart. Denn neben etwaigen finanziellen Ausgleichskosten ist es vor allem die Arbeitskraft selbst, die angemessen ersetzt werden muss.

 

Geschlossene Baustelle

Existenzielle Probleme

Da die Baubranche nach wie vor an einem Fachkräftemangel leidet, kann das schnell existentielle Probleme hervorrufen. Etwa 6 Prozent des europäischen Inlandprodukts gehen durch Arbeitsunfälle und Krankheiten verloren. „Wir sind zum Glück bis heute vor schlimmeren Unfällen oder ernsthaften Krankheiten unserer Mitarbeiter verschont geblieben“, erklärt Betriebsleiter Markus Häfele die Historie des Unternehmens.

Damit liegt er zwar im Trend: Die Zahl der Arbeitsunfälle und Berufskrankheiten ist in den vergangenen Jahren permanent zurückgegangen. Aber aus einer branchenübergreifenden EU-Umfrage über Risiken am Arbeitsplatz geht hervor, dass dennoch rund 15 Prozent der Unternehmer mit 10 bis 50 Angestellten den Arbeitsschutz stark vernachlässigen.

Die Baubranche hat teilweise ein Imageproblem.

Bernhard Arenz, Leiter der Hauptabteilung Prävention der BG BAU, verweist auf die gesetzlich vorgeschriebene Gefährdungsbeurteilung und fordert zusätzlich ein „Umdenken in der Branche“, um mit anderen Wirtschaftsbereichen wie etwa der Industrie gleichzuziehen. „Der Arbeitsschutz sollte nicht reduziert verstanden werden – weder nur als ‚Einhalten von Vorschriften‘ noch als ‚Kostenfaktor‘. Vielmehr geht es um die Sicherheit und die Gesundheit der Beschäftigten und das Vermeiden von Betriebsstillständen“.

„Die Baubranche hat teilweise ein Imageproblem. Nur wenn Risiken minimiert und maximale Sicherheit garantiert werden, wird der Bau in Zukunft wieder attraktiver für Fach- und Nachwuchskräfte.“ Den anhaltenden Fachkräftemangel der Baubranche sieht Bernhard Arenz von der BG BAU auch in der unzureichenden Umsetzung der Anforderungen an Sicherheit und Gesundheit begründet.

Investitionen in den Arbeitsschutz sind nachhaltig

In Europa gibt es unzählige Vorschriften und Bestimmungen hinsichtlich der Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit. Nicht nur für Metallbauer Markus Häfele ist es da eine enorme Herausforderung, im Arbeitsalltag den Überblick über sämtliche Gesetze und Verordnungen zu behalten. „Über kurz oder lang müssen wir wohl jemanden einstellen, der ausschließlich für die Arbeitssicherheit verantwortlich ist“, scherzt er. Ein Szenario, das auf einen Mittelständler mit etwa 40 Angestellten einen enormen betriebswirtschaftlichen Einfluss hätte. Bisher übernimmt der Chef also noch selbst die Rolle des Verantwortlichem im Arbeitsschutz und kümmert sich um die Gefährdungsbeurteilung, die Unterweisung der Mitarbeiter und die Bereitstellung der persönlichen Schutzausrüstung wie Sicherheitsschuhe, Brille oder Helm.

Auf der Baustelle ist dann der Montageleiter für die Arbeitssicherheit verantwortlich. Für die gewerkeübergreifenden Gefährdungen ist weiterhin oftmals ein Sicherheits- und Gesundheitskoordinator tätig, der vom Bauherrn beauftragt wird. „Wer beim Thema Arbeitsschutz nicht die entsprechenden Kenntnisse besitzt, kann sich fachkundig beraten lassen. Wir unterstützen den Unternehmer durch eine Vielzahl von Präventionsleistungen zu denen zum Beispiel unser Seminarangebot zählt“ meint Bernhard Arenz von der BG BAU.

Hersteller wie Hilti bieten darüber hinaus spezielle Sicherheitstrainings und Schulungen rund um die Bereiche Arbeits- und Gesundheitsschutz an. Zudem führt Hilti Trainings im Umgang mit Geräten, Werkzeugen und Produkten, die fehlerhafte Anwendungen ausschließen sollen, durch. Der Vorteil hierbei: „Die Trainer kommen direkt zu uns ins Unternehmen und machen die Schulung vor Ort. Das spart Zeit und Geld“, so Markus Häfele.

 

Zwischen Theorie und Praxis

„Wir brauchen mittlerweile mehr Zeit für die Dokumentation und das Drumherum, als für unsere eigentliche Arbeit. Dementsprechend fällt die Rechnung aus. Und das muss man dem Kunden erst mal vermitteln.“
Markus Häfele, Metallbau Obersulm GmbH & Co.KG

Dennoch läuft auf dem Bau nicht alles nach „Schema F“, betont der Metallbauer aus Obersulm. „In der Praxis gibt es einen gewissen Graubereich, in dem sich die Gewerke bewegen.“ Vor allem wenn die Zeit drängt, steht der Arbeitsschutz oft mal hinten an. „Was der Mitarbeiter letztendlich draußen macht, lässt sich als Unternehmer nicht permanent kontrollieren“, so Häfele.

Bernhard Arenz appelliert deshalb auch an den Anwender selbst: „Beschäftigte müssen für die Gefahren am Arbeitsplatz sensibilisiert werden“.  Denn werden Vorschriften nicht penibel eingehalten, kann es nicht nur zu Unfällen kommen, die zu Lasten der eigenen Produktivität fallen, sondern auch zu Bußgeldern. Behörden wie die BG BAU oder die Schweizer Suva führen entsprechende Kontrollen durch. Auch wenn diese bis jetzt noch stichprobenartig ausfallen. Wenn es zu schweren Unfällen kommt, kann auch ein Strafbestand wie zum Beispiel die Baugefährdung vorliegen. Dann ermittelt die Staatsanwaltschaft.

 

Für Hilti ist es wichtig zu agieren anstatt zu reagieren

Mit reinen Präventionsmaßnahmen in den Unternehmen ist es allerdings nicht getan.
Hilti sieht sich als Hersteller von Geräten, Werkzeugen und Produkten für die Bauwirtschaft selbstverständlich ebenso in der Pflicht. Denn neben Arbeitsunfällen gehören vor allem Belastungen durch Lärm, Vibrationen oder Staub zu den großen Gefahren auf dem Bau.

Für Letzteres ist erst Anfang des Jahres der Grenzwert auf die europäische Gefahrstoffliste gesetzt worden. Was in den 90ern also das Asbest war, ist heute der gefährliche Quarzstaub, der schwere Lungenkrankheiten hervorrufen kann. Gelenkserkrankungen und andere Langzeitschäden die beim Bohren oder Meißeln entstehen können, machen Beschäftigten auf dem Bau ebenso zu schaffen.

Diesen und weiteren Gefahren frühzeitig entgegenzuwirken, um den Anwender zu schützen, ist die Aufgabe des Hilti Competence Center Health and Safety Technologies in Kaufering. Bevor ein neues Hilti Gerät oder Werkzeug entsteht, werden hier sicherheitsrelevante Bestandteile in der Vorentwicklung geplant. Dafür werden diverse Richtlinien und Vorschriften beachtet, die unter anderem in länderübergreifenden Normungsgremien gemeinsam festgelegt werden.

Ein Beispiel: die Entwicklung von strömungstechnisch optimierten Staubhauben für Winkelschleifer.

Staubhauben-Test für Winkelschleifer

Weitere Entstaubungssysteme und andere Sicherheitslösungen wie zum Beispiel Active Vibration Reduction (AVR), zum effektiven Schutz bei Hand-Arm-Vibrationen, sind bei fast allen Hilti-Geräten Standard.

 

 

Baustelle der Zukunft

Für Markus Häfeles Mitarbeiter spielen zudem körperliche Belastungen durch schwere Lasten eine große Rolle. „Früher haben Glasscheiben etwa 30 Kilogramm gewogen, heute oft bis zu 120 Kilogramm“, so Häfele. „Wenn unsere Arbeiter drei Tage lang gearbeitet haben, tut ihnen der Rücken weh.“ Auch mit Problemen wie diesen setzt man sich in der speziellen Forschungsabteilung bei Hilti auseinander. Dass auf der Baustelle der Zukunft noch weitere Gefahrenquellen lauern, dessen ist man sich bei Hilti bewusst.

Aber schon heute verändert die Digitalisierung im Baugewerbe die Sicherheit nachhaltig. Building Information Modeling (BIM) findet bereits rege Anwendung. So wird die Baustelle durch gewerkeübergreifende Prozesse und eine vorausschauende Planung transparenter und gleichzeitig sicherer. Und auch digitale Services wie Hilti ON!Track tragen zur Sicherheit der Anwender bei.

Mit 18 Millionen Beschäftigten ist die Baubranche der größte Arbeitgeber der EU. Dabei machen mittelständische Unternehmen wie das von Markus Häfele den Großteil aus. Arbeitskräfte in diesem Bereich besonders zu schützen ist die Verantwortung von sämtlichen Beteiligten der Branche, inklusive des Anwenders selbst. „Arbeitsschutz kostet im ersten Schritt Geld“, meint Markus Häfele. „Aber im nächsten Schritt sichert er auch die Produktivität in unserem Unternehmen.“

 

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